Chronik

Am 12. April 1924 versammelten sich auf Veranlassung der Herren Sparkassendirektor Schwarzmeier und Mietautobesitzer Ludwig Angelsperger 24 Sportsleute im Gasthof Moser zwecks Gründung einer Ortsgruppe des ADAC in Eggenfelden. An diesem Abend wurde die Gründung der Ortsgruppe definitiv beschlossen, nur handelte es sich um die als zu hoch befundenen Beiträge (M 3 Aufnahme und M 30 Jahresbeitrag) zum ADAC, woran nach längeren Korrespondenzen der Anschluß scheiterte und somit ein selbstständiger Club mit dem Namen „Kraftfahrerclub Eggenfelden“ entstand.

So beginnt die erste Eintragung im Protokollbuch des Kraftfahrerclubs Eggenfelden. Seit diesem Aprilabend im Gasthof Moser (später „Bayerischer Hof“) sind mittlerweile viele Jahre vergangen. Sie haben vollauf genügt, um auf vergilbten Fotos die seinerzeit sportbewusst posierenden Kraftfahrer im Auge des Betrachters als abenteuerlich maskierte Besitzer vorsintflutlicher, langsamer Vehikel erscheinen zu lassen. Doch ausgleichende Gerechtigkeit wird dafür sorgen, dass der nächsten Generation die Pioniere der Weltraumfahrt in ihren schwerfälligen Mondanzügen ebenso grotesk vorkommen wie der heutigen die Pioniere der Kraftfahrt.

Ein erprobter Kraftfahrtpionier, der die allmähliche Vervollkommnung von Krad und Automobil wohl am eigenen Fahrzeug miterlebte, wurde an besagtem Aprilabend des Jahres 1924 zum 1. Vorsitzenden des Kraftfahrerclubs gewählt: Sparkassendirektor Christian Schwarzmeier. Im Jahre 1903 befand er sich unter den Gründungsmitgliedern des ADAC (wofür er 1928 mit der höchsten ADAC-Auszeichnung, der Goldenen Ehrennadel bedacht wurde).

Zwei Jahre nach seiner Gründung tritt der Kraftfahrerclub Eggenfelden schließlich dem ADAC bei. ADAC-Präsident Fritz kann den Eggenfeldenern am 12. April 1926 schreiben, „dass wir Ihre Satzungen genehmigt und Ihren Club „Kraftfahrerclub Eggenfelden“ als offizielle Ortsgruppe des ADAC anerkannt haben. Wir heißen Sie in unseren Reihen auf das herzlichste willkommen . . . ‚ Mittlerweile gehören dem Club bereits 79 Personen an; im Jahre 1929, in dem der „Rottaler Anzeiger“ die Eintragung des Kraftfahrerclub Eggenfelden e.V. ins Vereinsregister meldet, zählt der Club 118 Mitglieder.

Der Zweck des Clubs ist der engere Zusammenschluß der Mitglieder auf gesellschaftlicher Grundlage, sowie Wahrung der Interessen des Kraftfahrwesens sportliche Ausflüge und gesellige Unterhaltungen“: so ließens‘ s die 24 Gründungsmitglieder niederschreiben – und so hielten sie’s auch. Schon neun Tage nach der Gründung, „am 21. April 1924 wurde der erste Ausflug unternommen und zwar nach Burghausen. Beteiligt waren ein Lastauto des Herrn Lagerhausverwalter Meyer, ein Personenauto des Herrn Angelsperger und eine größere Anzahl Motorräder. Das Wetter entwickelte sich gleich bei der Abfahrt so ungünstig, dass die Motorräder in Altötting schon sehr froh waren, in dem bereits erwähnten Lastauto Unterschlupf zu finden.

Man entschloss sich wegen des sogenannten Schnürlregens die Fahrt nach Burghausen zu verschieben und dafür nach Burgkirchen zur Besichtigung des Kanaldurchbruches zu fahren, und so lohnte sich dieser Ausflug doch noch. Alles kam, trotz der hundsmiserablen Straße, wieder ohne Unfall nach Hause“.

In den Anfangsjahren des Eggenfeldener Clubs hatten die Kraftfahrer noch gut singen: Begriffe wie Autokolonnen, Stoßverkehr und verstopfte Straßen waren ihnen nicht bekannt – auf die Idee, dass Eggenfelden einmal eine Umgehungsstraße bitter nötig haben würde, wären sie kaum gekommen. Fast leer waren seinerzeit die Straßen: noch 1932 wurden in Deutschland nur 68 500 Kraftwagen gezählt; auf ein Auto kamen 94 Einwohner. Damals dominierten die Motorräder, von denen immerhin 819 000 gezählt wurden. So sind auf den Bildern, die die Eggenfeldener Kraftfahrer bei den bald zu Regel gewordenen motorisierten Ausflügen in die nähere und weitere Umgebung (Höchstgeschwindigkeit 45 – 50 Stundenkilometer) die Kradfahrer stets in der Überzahl. Ein Lexikon aus dem Jahre 1933 erklärt: Im verarmten Europa (besonders im Deutschen Reich) muss einstweilen das billigere Motorrad das Auto ersetzen“. (In den USA kam schon damals auf 4,6 Einwohner ein Auto.) Waren die Straßen seinerzeit auch wenig befahren – ihr Zustand machte den Eggenfeldenern Kraftfahrtpionieren nichtsdestoweniger häufig zu schaffen. Darum setzte sich der Club wiederholt für eine Verbesserung der Verkehrsverhältnisse ein. Am 12. Januar 1926 wird beispielsweise in einer Zusammenkunft beantragt “ an das Bezirksamt Eggenfelden ein Protestschreiben zu richten wegen der schlechten Straßenverhältnisse insbesondere der Straße Ruderfing-Diepoltskirchen und der Straße nach Unterhausbach von der Abzweigung der Straße von der Schönauer Straße“. „Die Anbringung von Richtungs- und Warnungstafeln“ steht ebenso im Augenmerk des Clubs wie die Tatsache, dass mit ortspolizeilicher Verfügung die Höchstgeschwindigkeit auf 20 Stundenkilometer festgesetzt wurde; diese Verfügung löst einen Protest des Clubs aus.

Zu den mannigfachen Aktivitäten des Clubs zählt nicht zuletzt sein Bemühen um die Rennbahn. Am 7. April 1925 berät man über die Erweiterung der Rennbahn am Sportplatz und kommt zum Ergebnis, sie solle „so ausgebaut werden, dass diese mit Motorrädern befahren werden kann. Die Länge soll mindestens 800 – 1000 Meter betragen“. Wenige Wochen später führt Bürgermeister Forster in einer Clubversammlung aus: “ Der Stadtrat steht dem Projekt einer Rennbahn sympathisch gegenüber. Die Stadt kann jedoch aus finanziellen Gründen die Ausführung allein nicht übernehmen“. Die Clubmitglieder springen ein: da wegen der hohen Zinsen eine Darlehensaufnahme bei einer Bank nicht in Frage kommt, zeichnen sie auf der Stelle in namhafter Höhe unverzinsliche Anteilscheine.

Dennoch gelingt es dem Club nicht, sein Vorhaben durchzusetzen. Da er sich vom Stadtrat zuwenig, unterstützt sieht, beschließt er den Bau der Rennbahn nicht auszuführen, weil er aufgrund der zugespitzten finanziellen Situation die Mittel dafür allein nicht aufbringen könne. Dem Stadtrat wird mitgeteilt: „Der Kraftfahrerclub hat in der Angelegenheit sein möglichstes getan und bedauert es außerordentlich, dass der Stadtrat dem Projekte so wenig Wohlwollen entgegenbringt“.

Im gesellschaftlichen Leben dieser Jahre nimmt der Kraftfahrerclub einen festen Platz ein. Kein Volksfest, kein Kinderfest, kein Blumenkorso, bei dem er nicht aktiv und mit Erfolg vertreten wäre! Die vom Club veranstalteten motorsportlichen Ereignisse finden größtes Interesse bei der Bevölkerung.

Im Jahre 1934 fallen die ersten politischen Schatten auf den Club. Aus diesem Jahre stammt die letzte (vorhandene) Protokolleintragung: man ist sich einig die Ortsgruppe des ADAC bestehen zu lassen, sie also nicht in den NSKK überzuführen – u.a., weil man „ein Abspringen der Mitglieder“ befürchtet.

16 Jahre später am 24. März 1950, eröffnen Fritz Hegendörfer und Tell Straßner im Hotel „Bayerischer Hof“ die Wiedergründungsversammlung der ADAC-Ortsgruppe. Die meisten der 43 Anwesenden sind alte Mitglieder des Clubs. Unter ihnen ist auch der 2. Vorsitzende von 1924, Ludwig Angelsperger. Wieder wird er zum 2. Vorsitzenden gewählt; die Führung des Clubs legt man in die Hände des Freiherrn von Linden.

Und wieder 24 Jahre später – nicht immer leichte Jahre – später, 1974, feiert der Kraftfahrerclub Eggenfelden von 1924 – Ortsgruppe des ADAC – sein 50-jähriges Gründungsfest.

Seifenkistalrennen, Skijörings, Fuchsjagden, Geschicklichkeitsturniere, Zuverlässigkeitsfahrten, Bildersuchfahrten, Tag- und Nachtorientierungsfahrten, internationale Zielfahrten usw. lösten einander in bunter Reihenfolge ab.

Information und Aufklärung der Ortsclub-Mitglieder durch maßgebende Vertreter der Grenzpolizei und Zolldienststellen der Nachbarländer Österreich und Italien (u.a. Oberamtsrat Lederer von der Grenzpolizeistation Passau, sowie Dr. Vittorio Reinero, Leiter der III. Zone der Grenzpolizei Bozen und Dr. Secolo Perusko, Chef des Grenzkommissariats Brenner) kamen zu ihrem Recht. G. Gahl weihte die Kraftfahrer in die Geheimnisse der Schleudertechnik ein.

Bälle, Autler-Kirtas, Besuche auswärtiger Vereine, Besichtigungen (FelbertauernTunnel, U-Bahn München) – gesellschaftliche Seite – fanden breiten Anklang. Höhepunkte bildeten die Donaufahrten mit russischen (Dnepr) und rumänischen (ARDEALUL) Schiffen in den Jahren 1973 und 1974.

Am 24.1.1971 fand der 1. Rottaler Automobil-Slalom auf dem Eggenfeldener Stausee statt. Eisrennen, teils unter Flutlicht, folgten. Österreichische, englische, schwedische und holländische Fahrer waren neben bundesdeutschen am Start. Mehrere tausend Zuschauer waren die äußeren Merkmale dieser Rennen. Ausgezeichneter Sport wurde geboten.

Nach rund 30 Jahren veranstaltete der Ortsclub sein 1. Internationales Sandbahnrennen. Solo- und Seitenwagenfahrer der nationalen und internationalen Spitzenklasse kämpften um Sieg und Platz. Kein Wunder, dass diese Sandbahnrennen ob Erfolge, die sie brachten, jeweils mit internationaler Besetzung wiederholt wurden. Und mit den Rennen wuchs auch die Zahl der Zuschauer.

Fast selbstverständlich, dass auch Eggenfeldener Motorsportler bei motorsportlichen Veranstaltungen im ganzen Lande wertvolle Siegestrophäen holten.